press-schlag : Baustelle der Extraklasse
Mit dem Spielmacher der paraguayischen Nationalelf hat es nicht so recht geklappt. Vielleicht sollten es die Bayern mit dem der bolivianischen versuchen
Na gut, dass Luca Toni nicht will, ist zwar ärgerlich und für die Bayern ein Fingerzeig mehr, dass sie international aber auch gar nichts mehr zu melden haben. Aber es ist auch nicht weiter schlimm. Denn was hätte der Italiener in München schon machen sollen, außer viel Geld verdienen und den Frust in sich hineinzufressen, dass es eben nicht so toll läuft wie in der Nationalelf? Hat irgendjemand Zweifel, dass Toni in München ungefähr so gut zurechtgekommen wäre wie Giovanni Trapattoni?
Insofern sollte sich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nicht allzu sehr grämen, dass die geradezu sprichwörtliche Liebe des Münchners zu Italien auch in diesem Fall nicht erwidert wird. Die Bayern und die Transferpolitik, das ist zwar ein unendliches Thema. Aber es dürfte auch in diesem Jahr für keine sonderlichen Überraschungen sorgen. Denn die Bayern bleiben die Bayern – mia san mia – prima fürs Selbstverständnis, aber hinderlich beim Fortkommen. Der Bayern-Chef könnte sich bei seiner Tour zur Not auch als Mutter Teresa verkleiden – sein Einkaufszettel würde ihn immer und zuverlässig als Karl-Heinz Rummenigge verraten. Was ist also übrig geblieben bei der Suche der Bayern nach Spitzenkräften? Kein einziger Spieler aus einem Top-Klub jenseits der Landesgrenzen, der über internationales Format verfügt. Dafür: Miroslav Klose, Diego, Rafael van der Vaart. Das sind die Kollegen, über die in München jetzt diskutiert wird. Die Gemeinsamkeit der Herren ist natürlich jene, dass sie allesamt in der Bundesliga spielen.
Die Bayern können ja noch so oft beteuern, sehr viel Geld in die Hand nehmen zu wollen, um den Kader zu verstärken – Voraussetzung ist, die die Auserwählten auch wollen. Franck Ribery? Fehlanzeige. Mauro Camoranesi? Über den wurde auch mal kurz gesprochen. Es dürfte also auf ein paar bewährte Kräfte aus der Liga hinauslaufen, wobei van der Vaart den Bayern tatsächlich weiterhelfen könnte, wenn er mal nicht wieder lange verletzt ist. Ansonsten bliebe den Bayern noch der ausgetretene Pfad nach Südamerika. Nachdem es schon mit dem Spielmacher der paraguayischen Nationalmannschaft (Julio dos Santos) nicht so gut geklappt hat, wie man es sich vorgestellt hatte, wäre vielleicht der bolivianische oder ecuadorianische Kollege einen Versuch wert.
Wohl dem, der solche Sorgen nicht hat wie der VfB Stuttgart. Dort träumt man allenfalls vom Mainzer Zidan, erfreut sich aber ansonsten einer gut funktionierenden Mannschaft. Insofern ist es schon ein spannendes Duell, wenn beide Teams heute aufeinandertreffen.
Verliert der FC Bayern, dann läuft er höchste Gefahr, seinen Platz in der Champions League zu verlieren. Dann dürfte selbst die Liga-interne Einkauftour ein wenig schwieriger werden. Denn Rafael van der Vaart hat sich schon in Hamburg einmal anhören können, dass man um ihn eine Mannschaft aufbauen will. Aber auszuschließen ist es nicht, dass die Bayern ihn trotzdem ködern. Denn zumindest als Baustelle sind sie eine einsame Klasse für sich. STEFAN OSTERHAUS